Bundesweit ist derzeit im öffentlichen Schulsystem die wohl größte Reforminitiative der letzten Jahrzehnte zu verzeichnen. Sie erfolgt weitgehend ohne eine empirisch angelegte Forschung. Die administrativ gewünschte und vielerorts sogar verordnete „Schulprogrammarbeit“ ist ein Reforminstrument, das im ganzen Schulsystem Deutschlands Anwendung finden soll: Die Schulen sind dazu aufgefordert, ein Schulprogramm zu schreiben, und sollen dadurch in eine „Krise der Neubestimmung“ geraten. Durch diese Verunsicherung erhofft man sich, eine Reform der sonst in Routinen festgefahrenen Einzelschulen initiieren zu können. Die Studie reagiert auf ein zentrales schultheoretisches Wissensdefizit: Über das Verhältnis von Intention und Wirkung einer solchen „Kriseninduktion“ existieren kaum empirische Untersuchungen. Das ist umso verwunderlicher, als mit vergleichbaren Instrumenten im In- und Ausland schon über viele Jahre Erfahrungen gemacht wurden. Strukturanalysen aus empirischen Beobachtungen von Schulen liegen bislang nicht vor. Der Ertrag der Studie soll in der Bestimmung von akteursabhängigen Bedingungen des Gelingens und Scheiterns des spezifischen Reformimpulses „Schulprogrammarbeit“ liegen. Am Ende der Studie soll eine Typologie stehen, die beschreibt, welche Reformstrategien bei welchen Schulen Aussicht auf Erfolg haben. Diese Typologie antwortet zudem auf die für die Schultheorie grundlagentheoretisch interessante Frage, welche Faktoren für die innere Reform von Einzelschulen wie für das öffentliche Schulsystem insgesamt ausschlaggebend sind.

Andreas Gruschka und Martin Heinrich

Zu den Datensätzen

Zu Projektdesign und Zwischenbericht