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Jul 14 2023
14:15

Fortsetzung der Reihe „Frankfurter Schule“ von Kulturdezernat und Normative Orders

Krise der Demokratie?

Was sagt die Kritische Theorie zur gegenwärtigen Lage der Gesellschaft? Das Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität und das Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main bieten heutigen Vertreter*innen der berühmten Denkschule ein Podium. Beim zweiten Termin der Reihe „Frankfurter Schule“ sprechen der politische Philosoph Rainer Forst und Kia Vahland, Meinungsredakteurin der Süddeutschen Zeitung, zur Frage „Krise der Demokratie?“. 

FRANKFURT. Die Kritische Theorie der Frankfurter Schule analysiert die „Unvernunft der herrschenden Vernunft", so Adorno, die sich gleichwohl als rational und gerechtfertigt darstellt. Rainer Forst entwickelt in seinem Werk eine Theorie der Vernunft als Vermögen der Rechtfertigung: Diese begründet einerseits eine umfassende Kritik herrschender Rechtfertigungen für gesellschaftliche Verhältnisse; andererseits verspricht sie neue Konzeptionen von Gerechtigkeit, Demokratie, Freiheit und Toleranz. Die Krise der Demokratie, so Forst, beginnt dort, wo diese Begriffe reduziert oder gar in ihr Gegenteil verdreht werden – in einer Gesellschaft, die die Frage der Rechtfertigung verdrängt. 

Dieser Ansatz einer „Ideologiekritik herrschender Rechtfertigungen“ legt den thematischen Grundstein für die Fortsetzung der Veranstaltungsreihe „Frankfurter Schule“, die das Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main und das Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität seit März dieses Jahres gemeinsam veranstalten. 

Unter dem Titel „Krise der Demokratie?“ diskutieren am Dienstag, dem 18. Juli, um 19.30 Uhr im Jüdischen Museum Frankfurt, Bertha-Pappenheim-Platz 1 60311 Frankfurt am Main der politische Philosoph und Co-Direktor des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität Prof. Dr. Rainer Forst und Dr. Kia Vahland, Meinungsredakteurin der Süddeutschen Zeitung. Der Eintritt kostet drei Euro. 

Rainer Forst studierte Philosophie, Politikwissenschaft und Amerikanistik in Frankfurt am Main, New York und an der Harvard University. Mitte der 1990er Jahre wurde er bei Jürgen Habermas mit einer Arbeit zu Theorien politischer und sozialer Gerechtigkeit (Kontexte der Gerechtigkeit. Politische Philosophie jenseits von Liberalismus und Kommunitarismus) promoviert. 2003 habilitierte er sich mit seiner Studie Toleranz im Konflikt. Geschichte, Gehalt und Gegenwart eines umstrittenen Begriffs. Seit 2004 ist er Professor für Politische Theorie und Philosophie an der Goethe-Universität. Seit 2007 ist er Co-Direktor des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“. 2012 verlieh ihm die Deutsche Forschungsgemeinschaft den Leibniz-Preis und zeichnete ihn als wichtigsten politischen Philosophen seiner Generation aus. Forsts Arbeiten werden international breit rezipiert; er ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der British Academy. 

Kia Vahland hat Kunstgeschichte und Politikwissenschaft in Rom, Hamburg und Dijon studiert. Sie war Redakteurin bei der ZDF-Sendung „Willemsens Woche“, beim Magazin „Art“ und langjährige Autorin bei „Geo“. Von 2008 bis 2017 verantwortete sie als Redakteurin die bildende Kunst im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung. Seit 2018 ist sie Meinungsredakteurin der Süddeutschen Zeitung. Ihre Schwerpunkte sind Themen aus Kultur, Politik und den Geisteswissenschaften. Für ihren Feuilleton-Essay Meister, die vom Himmel fallen wurde Vahland 2016 mit dem Michael-Althen-Preis ausgezeichnet. 

Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig: „Die zweite Ausgabe der Reihe ‚Frankfurter Schule' widmet sich der Ideologiekritik herrschender Rechtfertigungen und damit einem zentralen gesellschaftspolitischen Thema. Nur wenn die politischen Narrative unseres Zusammenlebens regelmäßig hinterfragt und erneuert werden, bleibt die pluralistische und demokratische Gesellschaft stabil. Allgemeines Desinteresse an diesen Fragen ist genauso fatal wie die dogmatisch anmutende Rechtfertigung der Alternativlosigkeit.“ 

Die Reihe „Frankfurter Schule“ wird quartalsweise in wechselnden Frankfurter Museen fortgesetzt. Zu Gast sind Persönlichkeiten, die – geschult am „Frankfurter Denken“ – Position beziehen sollen zu aktuellen Problemlagen. Kooperationspartner sind das Institut für Sozialforschung und hr2-kultur. 

Bei der Ankündigung zu diesem Termin hat sich leider ein Fehler eingeschlichen: Es findet kein Sommerfest im Anschluss des Gespräches statt. 

Weitere Informationen
Anke Harms
Referentin für Wissenschaftskommunikation des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität
anke.harms@normativeorders.net
069/798-31407
www.normativeorders.net


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, E-Mail, p.barth@em.uni-frankfurt.de